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Dienstag, 23. März 2021

Mein Corona-Kopf macht pff, ahhhhh, mrrrrr

 Auszüge:

(aus ZEIT Campus 22. März 2021, Von Lena Schega GENERATION Y)

 

Was diese Pandemie und vor allem die letzten drei Monate für junge Menschen wie mich bedeutet, lässt sich am besten in Geräuschen ausdrücken: pff, ahhhhh, mrrrrrr sind Geräusche, die meine Freunde und ich machen, wenn jemand mal wieder von Corona anfängt.   

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Generell wünsche ich mir mehr Transparenz und Ehrlichkeit von der Regierung, auch im Umgang mit frustrierenden Wahrheiten. 

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In der Isolation hat einer meiner Freunde angefangen, wie besessen Videospiele zu spielen. Ein anderer begann, regelmäßig zu trinken, um die Langeweile zu überbrücken. Manche arbeiten sich Stück für Stück durch Netflix und schauen eine Serie nach der nächsten. Andere verbringen Stunden auf YouTube oder TikTok.   

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Ein Verwandter von mir versucht, die Leere mit Recherchen zum Thema Corona zu füllen. Er schickt regelmäßig E-Mails an die gesamte Familie, um alle über seine angeblichen Erkenntnisse zu informieren. In seiner Freizeit übersetzt er englische Forschungsblätter und ist fest davon überzeugt, dass unsere Gesellschaft Teil einer Verschwörung ist, welche er "Das große Rad" nennt. Was genau das ist, konnte er uns per E-Mail nicht mitteilen, da er Angst hatte, es sei nicht sicher genug. 

Es schockiert mich, dass jemand mit so viel Verstand die falschen Schlüsse zieht und sich den wildesten Querdenker-Theorien hingibt. Ist es die Monotonie, die Menschen dazu treibt, verzweifelt nach Antworten zu suchen, und sich zur Not selbst eine passende zurechtzubasteln? 

Wenn ich ehrlich bin, werde auch ich immer ungeduldiger. Mit jedem weiteren Lockdown und jeder neuen Richtlinie fühlt es sich so an, als ob wir weiter auf ungewisse Zeit vertröstet werden. Dabei kann sich mittlerweile fast niemand von meinen Freunden mehr eine Welt vorstellen, in der dieses Virus nicht existiert. 

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Wenn ich keinen Bock auf Hoffnung habe und einfach nur den Drang verspüre, die Augen zu verdrehen, stelle ich mir vor, wie eine Gesellschaft ohne Hoffnung aussehen würde. Zerrissen. Gelähmt.  


Wir befinden uns inmitten einer Klimakrise, die globale Politik zeigt erschreckende Bilder auf, überall gehen Menschen auf die Straße, um für ihre Rechte zu demonstrieren. Bei all dem Chaos kann es schon mal vorkommen, dass man sich als junger Mensch darin verloren fühlt. Covid-19 hat die Schwächen aller Systeme, seien sie politisch, ökonomisch oder sozial, mehr als deutlich gemacht. Das Virus hat dafür gesorgt, dass wir Ungerechtigkeiten und Fürsorge sensibler wahrnehmen als zuvor. Und es hat viele an den Rand ihrer Möglichkeiten geführt.  

An einigen Tagen denke ich mir, dass es einfacher wäre, aufzuhören zu planen, zu fühlen, sich zu sorgen. Aber das ist unmöglich. Daher schnalle ich mich gut an und hoffe, die Achterbahnfahrt ohne Weiteres zu überstehen.

 

hier der link zum Artikel auf ZEIT Online:

Gefühle im Lockdown Mein Corona-Kopf macht pff, ahhhhh, mrrrrr

 

 

2 Kommentare:

  1. das ist ein sehr interessanter Text, Gefühle die ich sehr gut empfinden kann

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  2. ja die Gefühle, die beschrieben werden sind wohl bei allen Altersgruppen vorhanden, vielleicht sogar bei Leuten im Alter nach dem Arbeitsleben in manchen Bereichen besonders

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